Das Remake der Serie, die vor mehr als 20 Jahren das erste Mal über die Bildschirme läuft, ist sicher verortet in den USA nach 9/11, wo Nachrichten von der Wirtschaftskrise omnipräsent sind, nicht endenwollende Kriege ohne klares Ziel einfach weitergehen, und Ressourcen knapp werden.
Where were you when JFK was assassinated? Where were you on 9/11? Where were you this morning?
Die ersten paar Minuten von "V" ähneln "Jericho": Wir lernen die Hauptcharaktere in ihren Tagesabläufen kennen, bevor das einschneidende Ereignis geschieht. Erica, ein alleinerziehende FBI-Agentin, findet heraus, dass ihr Sohn (Logan Huffman) nach einer Party im Krankenhaus ist. Morris (Ryan Nichols) kauft einen Verlobungsring für seine Freundin (Lourdes Benedicto). Ein ambitionierter Journalist (Scott Wolf) versucht, einen umkämpften Gig zu landen. In der Kongregation eines Priesters (Joel Gretsch) befinden sich nur noch wenige Gläubige.
Und dann bebt die Erde und ein Schatten legt sich über die Stadt. Die kraftvollen Bilder dieser ersten Minuten – das Schiff, das sich im Glas der Wolkenkratzer spiegelt, der Kampfjetpilot, dessen Jet abstürzt und explodiert, der im letzten Moment mit dem Fallschirm abspringt und auf der Straße aufschägt – und wir sehen, wie bei "Jericho", das einschneidende Ereignis zuerst in den Gesichtern der Charaktere gespiegelt: 29 Schiffe über den größten Städten der Welt. Dann verwandelt sich die Unterseite des Schiffs über LA in einen Bildschirm, und der Erstkontakt ist eine wunderschöne Frau mit sanfter Stimme (Morena Baccarin).
„We’re overjoyed not to be alone. My name is Anna, and I’m the leader of my people”
“We will leave you, hopefully better than we found you.”
“We are of peace, always”
Die Erwartungshaltung, dass der Erstkontakt feindlich sein würde, den die Popkultur gefüttert hat, wird also enttäuscht – stattdessen scheinen diese "Visitors" friedlich zu sein, auf kulturellen Austausch bedacht.
Lediglich Erica Evans (Mitchell), FBI-Agentin, ist sofort misstrauisch, während die Erde vor Freude stillsteht. Anna zeigt einen sense of humour, der die Presse auf ihre Seite zieht. Die Visitors heilen Krankheiten, beenden die Wirtschaftskrise. Gemeinsam mit ihrem Partner Dale (Alan Tudyk) verfolgt sie Spuren, die darauf hinweisen, dass die Aliens etwas planen. Inzwischen läuft auf der Erde die Vermarktungsmaschinerie an: Tickets werden verkauft, um die Schiffe besuchen zu können, Merchandise wird verkauft. Die Aliens fügen sich nahtlos in das Wirtschaftsregime der Erde ein, sie folgen den Regeln, sie sind ein Event, keine Bedrohung (konsequenterweise sehen alle Aliens wie besonders attraktive Menschen aus). Sogar die Kirche profitiert: Während der junge Priester misstrauisch ist, weil die Visitors ausgerechnet im richtigen Moment gekommen sind („when we needed them the most“), umarmt ein älterer die neue Popularität von Religion als sicherheitsgebende Institution.
Die Visitors lösen eine Besessenheit mit der Idee von "hope" aus - sie sind scheinbar die vernünftigen Diplomaten, die auf alle Probleme eine Antwort haben, die selbstlos geben. In der ersten Folge der Serie wird die Ausgangssituation etabliert: die große Mehrheit, die Medien, die Politik, die Bevölkerung, vertrauen den Vistors, aber eine kleine Gruppe an wacheren, aufmerksameren Menschen sieht hinter die freundliche Fassade und formt eine Widerstandsbewegung – deren Anführer mehr Informationen hat, als jeder andere (die „Visitors“ sind in Wirklichkeit reptilienartig und haben die Erde schon lange vor dem inszenierten Erstkontakt infiltriert – und sind heimlich für all die bösen Dinge, die in den letzten Jahren passiert sind, verantwortlich).
Auch der Journalist wird nach seiner anfänglichen Begeisterung auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt („Just be sure not to ask anything that would paint us in a negative light“). Die Visitors wissen auch, wie sie die Karten ausspielen müssen („This interview would elevate your career, wouldn’t it?“) – sie kennen die menschlichen Schwächen, sie wissen, wie dieses Spiel zu gewinnen ist.
„Happiness, we’ve learned, comes from tranquillity and peace“Die Visitors erweisen sich als geniale Spin-Doktoren: Der Journalist fragt: “You are talking about universal health care?” - der Widerstandsführer kündigt an, dass sich die Visitors dadurch in Machtpositionen bringen wollen, um schließlich die Macht an sich zu reißen. Also Gehirnwäsche durch liberal talk? Die "hearts and minds" der Leute gewinnen, um dann eine Anti-amerikanische Politik durchzusetzen? Die Visitors kämpfen um das Deutungsmonopol und gewinnen, und "V" hält sich im Portrait der Agenda nicht gerade zurück, die neue "Ära der Hoffnung" wie die ersten Monate nach der Angelobung von Barack Obama aussehen zu lassen.
„they are arming themselves with the most powerful weapon out there….devotion.“ – EricaOb "V" sich tatsächlich zu einer Sci-Fi-Serie über den Republikanischen point-of-view zu den letzten Monaten entwickelt, werden erst die nächsten Folgen zeigen - bis dahin sei zumindest so viel gesagt, dass die Serie zumindest im direkten Vergleich mit "FlashForward" durch eine ausgezeichnete Darstellerleistung, ein gutes Pacing und komplexe Konflikte besticht, auch wenn die Ideologie sauer aufstößt. Mal sehen, wie das noch weitergeht!
"V – Series Premiere", 2009-, mit Morena Baccarin, David Richmond-Peck, Elizabeth Mitchell, Morris Chestnut, Joel Gretsch, Lourdes Benedicto, Logan Huffman, Laura Vandervoort, Alan Tudyk.V – Series Premiere, 2009-, mit Morena Baccarin, David Richmond-Peck, Elizabeth Mitchell, Morris Chestnut, Joel Gretsch, Lourdes Benedicto, Logan Huffman, Laura Vandervoort, Alan Tudyk.
No comments:
Post a Comment