Ich hatte vergessen, wie sehr ich dieses Buch liebte und bewunderte, nachdem ich es das erste Mal gelesen hatte. Tatsächlich war es die erste offizielle Buchkritik, die ich jemals geschrieben habe (damals für die neugegründete Schülerzeitung "Blickwinkel") und auch damals habe ich mich standhaft geweigert, den dummen Deutschen Titel auch nur zu erwähnen. Ich tue es hier, aber nur, um meinen Standpunkt klar zu machen. "Vielleicht lieber morgen" ist vermutlicherweise der unpassendste, unausgegorenste Originaltitel, der jemals geschaffen wurde, und gibt den klugen Menschen recht, die sich entschieden, zum Beispiel Nick Hornby seinen Willen zu lassen und nur dumme, unpassende Untertitel zu finden, die charmant oder so sein sollen ("Der Tag der toten Ente" für About a Boy).
Stephen Chbosky, eigentlich Filmemacher, schrieb einen Debütroman in Briefform. Ein Briefroman also, ein klassischer Bildungsroman, mit einem neurotischen Helden, der klug ist und mehr vom Leben und von den Menschen versteht, als gut für ihn ist, der genau an seiner Hellsichtigkeit letztendlich beinahe scheitert, da seine Sensibilität (die, wie man erst am Ende wirklich erfährt, von einem Trauma ausgelöst wird, einer Familientragödie) einfach ein bisschen zu groß ist für sein Umfeld. Mit "About a Boy" (dem Buch, nicht dem geschichtlich entwurzelten Film) verbindet "The Perks of Being a Wallflower", dass es im Jahr 1991/1992 spielt – also ein ganz klein wenig bevor sich Kurt Cobain die Kugel gab. "Nevermind" ist schon draußen und schlägt seine Wellen, aber Chbosky, und dass ist einer der Pluspunkte, zieht keinerlei Parallelen zwischen seinem Helden Charlie (am Anfang des Buches 15, später 16) und diesem anderen, tragischen Helden, obwohl er dies ohne Probleme tun hätte können, wo Musik doch so eine große Rolle spielt.
Und jetzt kommt der zweite, riesige Pluspunkt: "The Perks of Being a Wallflower" ist ein Roman über Musik, aber es ist kein Poproman. Es geht sogar um Popmusik, aber trotzdem ist Benjamin Stuckrad-Barre meilenwert entfernt. Dieser Roman will nicht einmal eine Generation portraitieren, dafür stellt er zu sensibel ein Individuum dar. Es geht also um Musik hauptsächlich aber darum, was einzelne Songs für einen Menschen bedeuten können, überhaupt nicht um die Einstellung einer Band, das Aussehen ihrer Mitglieder, oder die Rezeption durch eine Kultur. Nur eine kluge Aussage, die Charlie macht: wenn er jemandem eine Platte schenkt, will er nicht, dass sich die Person, welche diese hört, immer daran erinnert, wer ihr die Platte geschenkt hat: sie soll nur genau so wichtig werden, genau so eine Resonanz haben. Wer nach dem Lesen des Buches "Asleep" von den Smiths hört, versteht.
Es geht auch um Drogen...nicht darum, was Drogen mit Menschen macht, nicht darum, ob Alkohol und Gras cool sind oder nicht, ob sie eine Bedeutung für eine bestimmte Gruppe von Menschen haben oder nicht, sondern einfach, dass sie im Leben eins Menschen passieren, egal ob sie es herausfordern oder nicht. Charlie ist ein passiver Held, er stolpert in einen Freundeskreis, er stolpert in seine Dramen, und gleichzeitig verhält er sich in jeder Situation menschlicher, einfühlender und so ganz ohne die Filter und Selbstschutzmechanismen, die normale Menschen haben. Dieses Fehlen an Distanz ist eigentlich, um was es in dem Roman geht. Die älteren Freunde, die er hat, sind manchmal regelrecht sprachlos, wie selbstlos Charlie ist. Er scheint überhaupt nicht in diese Welt zu passen, in der das eigene Drama immer über dem der anderen steht.
Stephen Chbosky, eigentlich Filmemacher, schrieb einen Debütroman in Briefform. Ein Briefroman also, ein klassischer Bildungsroman, mit einem neurotischen Helden, der klug ist und mehr vom Leben und von den Menschen versteht, als gut für ihn ist, der genau an seiner Hellsichtigkeit letztendlich beinahe scheitert, da seine Sensibilität (die, wie man erst am Ende wirklich erfährt, von einem Trauma ausgelöst wird, einer Familientragödie) einfach ein bisschen zu groß ist für sein Umfeld. Mit "About a Boy" (dem Buch, nicht dem geschichtlich entwurzelten Film) verbindet "The Perks of Being a Wallflower", dass es im Jahr 1991/1992 spielt – also ein ganz klein wenig bevor sich Kurt Cobain die Kugel gab. "Nevermind" ist schon draußen und schlägt seine Wellen, aber Chbosky, und dass ist einer der Pluspunkte, zieht keinerlei Parallelen zwischen seinem Helden Charlie (am Anfang des Buches 15, später 16) und diesem anderen, tragischen Helden, obwohl er dies ohne Probleme tun hätte können, wo Musik doch so eine große Rolle spielt.
Und jetzt kommt der zweite, riesige Pluspunkt: "The Perks of Being a Wallflower" ist ein Roman über Musik, aber es ist kein Poproman. Es geht sogar um Popmusik, aber trotzdem ist Benjamin Stuckrad-Barre meilenwert entfernt. Dieser Roman will nicht einmal eine Generation portraitieren, dafür stellt er zu sensibel ein Individuum dar. Es geht also um Musik hauptsächlich aber darum, was einzelne Songs für einen Menschen bedeuten können, überhaupt nicht um die Einstellung einer Band, das Aussehen ihrer Mitglieder, oder die Rezeption durch eine Kultur. Nur eine kluge Aussage, die Charlie macht: wenn er jemandem eine Platte schenkt, will er nicht, dass sich die Person, welche diese hört, immer daran erinnert, wer ihr die Platte geschenkt hat: sie soll nur genau so wichtig werden, genau so eine Resonanz haben. Wer nach dem Lesen des Buches "Asleep" von den Smiths hört, versteht.
Es geht auch um Drogen...nicht darum, was Drogen mit Menschen macht, nicht darum, ob Alkohol und Gras cool sind oder nicht, ob sie eine Bedeutung für eine bestimmte Gruppe von Menschen haben oder nicht, sondern einfach, dass sie im Leben eins Menschen passieren, egal ob sie es herausfordern oder nicht. Charlie ist ein passiver Held, er stolpert in einen Freundeskreis, er stolpert in seine Dramen, und gleichzeitig verhält er sich in jeder Situation menschlicher, einfühlender und so ganz ohne die Filter und Selbstschutzmechanismen, die normale Menschen haben. Dieses Fehlen an Distanz ist eigentlich, um was es in dem Roman geht. Die älteren Freunde, die er hat, sind manchmal regelrecht sprachlos, wie selbstlos Charlie ist. Er scheint überhaupt nicht in diese Welt zu passen, in der das eigene Drama immer über dem der anderen steht.
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