Ich bin undankbar und geltungsbedürftig und alles was du willst, aber mach mich nicht zu einem Opfer, denn es ist mein gottverdammtes, kleines, mittelmäßiges Recht frei zu sein so lang ich kann.
Aimee und Jaguar ist im Kern keine Geschichte über die Nazis, über unkonventionelle Liebe oder über die Verfoglung Anders-denkender und -lebender, es ist das Portrait einer Frau, die grenzenlos frei sein will, ungebunden und jeden Moment leben. Maria Schraders Felice ist ein atemraubender, mitreißender Charakter - sie verliebt sich, "Aber wer hat schon eine Ahnung, ich meine wirklich eine Ahnung, was zwei Menschen aufeinander zutreibt.", und bleibt, statt rechtzeitig aus Berlin zu fliehen, eine Stadt, die in dem Film so aussieht, als würde sie ihren eigenen Untergang feiern, oder zumindest trotz ihres Unterganges feiern ("Das war Berlin pur. Draußen wurde gestorben, und hier spielte die Musik dazu."). Ihr Gegenstück, Juliane Köhlers Lilly Wust, ist in einer Ehe gefangen, verzweifelt auf der Suche nach dem Glück, nach dem Sinn ihres Lebens, und unendlich erfüllt, als sie dieses schließlich in Felice findet - aber das Unglück wartet ständig auf der Türschwelle, ist eine ständige Präsenz im Film, wie ein Netz, dessen Schlingen sich langsam schließen.
Die frühere Liebhaberin, gespielt von Johanna Wokalek, beobachtet, wie ihr Felice langsam entgleitet, wie die Frau, die niemals zu fassen war, sich einmal festlegt und gerade deswegen ins Unglück gerät, da sie nicht, auch wenn sie das gegenüber ihrer Großmutter postuliert, auf auf dem Mond lebt, "da kann mir nichts passieren":
Manchmal dachte ich, Felice wäre viele Menschen, und immer wenn man einen hat, wird man von einem anderen betrogen. Sie war wirklich schwer zu fassen.
Ein fantastischer, essentieller Film, in dem verschiedene Unfreiheiten aufeinander treffen ("Ihr Leben ist schön, Felice. Sie sind frei", meint Lilly an einer Stelle, ironischerweise, zu ihrer jüdischen noch-nicht Geliebten) , Glück für einen beschränkten Zeitraum möglich wird, und dann furchtbar und endgültig zerstört wird.
1999, Regie: Max Färberböck, mit Maria Schrader, Juliane Köhler, Johanna Wokalek, Heike Makatsch, Elisabeth Degen, Detlev Buck, Peter Weck, Dani Levy.
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